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Familienaufstellungstag: Die Eltern in mir leben am längsten

Aktualisiert: 3. Juni 2023



Als der Familienaufstellungstag in der Sankt Vither Katharinenkirche am 26. November gegen 19 Uhr zu Ende ging, war ich ziemlich erschöpft: Unsere Gruppe von 15 Teilnehmern hatte seit 10 Uhr vormittags 5 Aufstellungen gemacht; ich war als Aufsteller und Stellvertreter im Einsatz gewesen und hatte die verschiedensten dramatischen Rollen durchlebt, so etwa jene als jung verstorbener Vater, der gegen das Gefühl von Schuld und Scham ankämpft und darum ringt, in Kontakt mit seiner Tochter zu kommen. Schließlich kam sie mir selbst entgegen und bereitete uns einen Platz für das lang ersehnte treffen. Ja, sie kam! Jedoch erst dann, als sie mit ihrer Mutter ins Reine gekommen war - will sagen: nachdem sie ihre eigene Pflichterfüllung gegenüber der Mutter ablegen, die Rolle der Erwachsenen ganz an die Mutter zurückgeben konnte.

Es war so gelaufen, wie es oft und oft passiert: die Eltern sind überfordert, belastet, verletzt, gehandicapt, eingeschränkt. Und was machen die Kinder? Sie lieben, lieben nicht nur in Gefühlen und Worten, sie lieben mit der Tat, mit ihrem ganzen Dasein und versuchen, den Eltern zu helfen, sie zu entlasten, vertreten, ihnen treu zu sein bis über deren Tod hinaus.

Das sind dann die Kinder, welche sagen: "Mama, ich trage es für Dich!" "Papa, ich habe für alles Verständnis und stelle meine eigenen Wünsche zurück!" "Mama, ich ersetze Dir den verstorbenen Papa, so gut ich kann!"

"Papa, ich mache es in meinem Leben so wie Du, damit Du meine Liebe spürst!" "Mama, mir soll es im Leben nicht zu gut gehen - denn Du musstest ja leiden, und ich werde Dich nicht verraten."

Und diese Aufstellung war nicht die einzige, in der es um ein großes, immer wiederkehrendes Thema ging: "Mama und Papa, Omas und Opas! Ich achte Eure Lebensgeschichten und Gefühle, aber für all das bin ich nicht zuständig. Das müsst Ihr selbst tragen. Ich haben mein Leben und genau dafür bin ich verantwortlich." So oder so ähnlich lauten dann die Lösungssätze in den Aufstellungen. Die Tochter oder der Sohn gibt die Rolle als überfordertes "pseudo-erwachsenes Kind" an die Vorfahren zurück, bekundet seine liebende Verbundenheit und dreht der Vergangenheit den Rücken zu: "Ich lebe nun mein Leben, in Freiheit und ohne belastende Loyalitäten."

Was machen die Ahnen in diesem Moment? Fast immer übernehmen sie ihre Verantwortung, verstehen, stimmen zu und segnen ihr Kind: "Geh Deinen Weg in Freiheit und Freude! Wir stehen mit all unserer Liebe hinter Dir! Unser Schicksal - das können und wollen wir selbst tragen!" - so löst sich das tragische Lieben der Kinder richtig auf, oft in einer einzigen Aufstellung. Als Erwachsene dürfen wir nie vergessen, dass Kinder ihre Beziehung zu den Eltern nicht relativierend wahrnehmen können, sie sind absolut: Geht es Mama schlecht, so bin ich schuld! Ist Papa überfordert, so werde ich ihn retten. Nicht selten setzen sich solche Muster dann auch in der Paarbeziehung und der eigenen Familie fort - so leben dann die "Eltern in uns" fort, auch wenn sie nach irdischen Maßstäben schon lange verstorben

Als erstes kommt dabei die Selbstliebe unter die Räder, mit ihr die Selbstfürsorge, die persönliche Erholung - den Rest und seine Folgen kann sich jeder selbst dazu denken.

Selbstliebe... das war übrigens unser zweites großes Thema an diesem Aufstellungstag. Denn wenn das Starren in die Vergangenheit endet, findet man sich plötzlich in der Gegenwart wieder: selbst-ermächtigt, autonom. "Ich kann ja wirklich tun, was ich will!" Genau. Und da kann man ganz klasse mit einem Rat des heiligen Augustinus beginnen: "Liebe, und tu was Du willst!" Auch wenn das noch nicht die Antwort auf alle Fragen im Leben ist - ein starker Anfang ist es.

Als ich nun so mit meinen Kollegen beim Abendessen saß und wir den Tag Revue passieren ließen, wandelte sich die Müdigkeit in ein tiefes Wohlbefinden und Dankbarkeit: Wieder hatten sich Schritte der Lösung ermöglicht: Lösung von alten Verstrickungen, Lösung von unsichtbaren Fesseln und Auflösung überkommener Glaubensmuster. Open doors für die Selbstliebe.

Nun freue ich mich schon auf den nächsten Aufstellungstag, den wir für den 22. April -wieder einen Samstag - planen. Die Anmeldung ist bereits über meine Webseite möglich und eine der fünf Aufstellungen wurde bereits reserviert.


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