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Als Kind verspottet, so wie ich? Nur kein Mitleid!

Aktualisiert: 24. Juli 2023

Ich wurde als Kind verspottet, vor allem vom 6. bis zum 13. Lebensjahr - zum einen, weil ich zu dick war, zum anderen, weil ich einen fremden Dialekt sprach; dann, weil ich zu gute Noten hatte und schließlich, weil ich da und dort nicht mithalten konnte, zum Beispiel im Turnunterricht.


Was waren das für seelische Wunden, wieviel Demütigung und Schmerz, Selbstzweifel, Entwicklungsprobleme - und und und...


Manche Narben trage ich noch heute, verschiedene Wunden brechen von Zeit zu Zeit auf. Und mein Selbstvertrauen ist hier und da nicht auf hundert Prozent, auch mit 43 Jahren.


Wenn ich zurückdenke und diese Jahre vorüberziehen lasse, dann entdecke ich auch, dass es eben jene Zeit war, in der ganz bedeutende Züge meiner Persönlichkeit sich ausgebildet haben - und zwar in direktem Zusammenhang mit der Rolle als verspottetes, oft ausgeschlossenes Kind.


Ich wurde sehr selbständig in meinem Denken und gewann durch den Ausschluss aus der Gruppendynamik viel mehr innere Freiheit als die meisten meiner Schulkameraden. In dieser Atmosphäre entdeckte ich für mich Beschäftigungen und faszinierende Wissensgebiete, die im Mainstream des Dazugehörens keinen Platz gehabt hätten.


Ich wurde sonderbar, aber kein Sonderling. Ich sonderte mich ab und entdeckte besondere Dinge, wie etwa die Geschichte des mittelalterlichen Alltagslebens, Heinrich Harrers "Sieben Jahre in Tibet", die Verhaltensforschung von Konrad Lorenz, die christliche Mystik Meister Eckharts, das Gedichteschreiben, den gregorianischen Choral, Friedhöfe und Reliquiensammlungen und das Skitourengehen in den österreichischen Bergen.

Wenn ich nun heute an die Bemühungen von Eltern und Lehrern denke, das Mobbing einzudämmen und mich zu schützen - mit all ihrem Mitleid - dann denke ich, das war völlig daneben. Was ich damals brauchte, war Unterstützung, um zu lernen, meine Grenzen zu ziehen und darüber hinaus nur die Anerkennung meiner Besonderheit.


"In the long run" finde ich es gut, so gelitten zu haben, denn das war für mich ein Katalysator zur Entwicklung von Fähigkeiten und Interessen, welchen ich anders nie bekommen hätte. Gott hat seine Wege und Mittel, um die Menschen zu ihrer je eigenen Berufung und Einmaligkeit zu führen. Und eines dieser Mittel ist das Wachstum aus leidvollen und schwierigen Situationen heraus - nicht zynisch und sinnlos, sondern als Inkubator für Neues, das es bisher noch nicht gegeben hat.


Und vor diesem Leid braucht man keine Angst zu haben, denn wenn es von Gott kommt und in die Zukunft hinein mit Sinn erfüllt ist, dann wird auch Trost, Hoffnung und Stärke dazu geschenkt.


Darum meine ich: Kein Mitleid. Keine Hilfe beim Probleme lösen. Nicht die eigene Scham, den eigenen Schmerz auf die Kinder übertragen - Kinder sind kreativ, voll Lebenswillen und Energie.




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